„Auf die Plätze – Fertig – Los!“ schallt es durch die Gastronomieküche des Felsener Krugs in Dohren. Schon stürzen sich die beiden Wettstreiter der Kartoffelschäl-Challenge auf Messer und Knollen. „FINN! OMA MUNK! FINN! OMA MUNK“, feuern die Kinder der Später-AG lautstark die Partie des Kochduells an. Wirt Dieter Brüggen steht derweil schmunzelnd in der Ecke und beobachtet die Szene: packende Anfeuerungsrufe dieser Art sind ihm vermutlich bislang am Tresen seiner Gaststätte vorgekommen, nicht jedoch in der Küche. Nach einer Minute ist es geschafft: Köchin Maria Munk geht souverän mit fünf geschälten Kartoffeln als Siegerin aus dem Wettstreit hervor, gebührt ihrem Herausforderer Finn jedoch Respekt. „Das machst du schon richtig gut“, lobt sie den Viertklässler, und gibt ihm gleich noch ein paar technische Handkniffe mit auf den Weg. Als gelernte Köchin mit jahrzehntelanger Berufserfahrung und Ausbildereignungsschein vereint sie geballte Fach- und Praxiskompetenz in ihrer Person, die sie den Schülern der Später-AG gerne vermittelt. Auch Gastwirt Dieter Brüggen weiß das Können seiner Köchin zu schätzen und verlässt derweil die Küche mit den Worten: „Das hier ist Marias Reich.“ Die macht sich sogleich an die Arbeit, wobei die Kinder fleißig anpacken dürfen. Es muss Suppe für eine Gesellschaft von 100 Personen gekocht werden. Als die Kinder den fünften 10L Eimer Wasser in den riesigen Kochtopf füllen, stellen sie bereits fest, dass man als Koch ganz schön schwer arbeiten muss – im wahrsten Sinne des Wortes. Schon werfen die nächsten fünf Kinder jeweils eine Hand Salz dazu und sind erstaunt, dass nicht nur eine Prise davon in den großen Topf wandert. Dann werden noch drei große Fleischstücke nachgelegt und Maria Munk erklärt, die Suppe müsse nun alles erstmal fünf Stunden lang kochen. Erstaunt bemerken die Kinder, dass nicht nur die Mengen, sondern offenbar auch die zum Kochen aufgebrachte Zeit für ein Gericht in einer professionellen Gastronomieküche viel höher ist im Vergleich zu dem, was sie von zu Hause kennen. „Schmeckt das denn dann auch noch?“ fragen sie zweifelnd die Köchin. Die erklärt, dass bei vielen Gerichten die lange Kochzeit wesentlich zum guten Geschmack des Essens beiträgt. 14.Mai 2025 „Aber: kein Gericht verlässt die Küche, ohne dass ich es vorher probiert habe!“ stellt sie klar, und gibt so gleich eine weitere Weisheit ihres Berufs an die Schüler weiter. Probieren dürfen die Kinder dann selbst auch wenige Minuten später: der vorbereitete Spätzle Teig wird rasch ins siedende Wasser gehobelt und sogleich auf kleinen Tellerchen serviert. „Köstlich“ resümieren die Kinder, lecken sich die Münder und sind gleichzeitig dabei, sich Gedanken über die Zutaten zu machen. „Wenn in dem Teig Eier für zwölf Personen drin sind, wie viele Eier braucht man denn dann für 100 Personen, und wie lange braucht man, um sie aufzuschlagen?“ fragen sie die Köchin. Die flitzt zum Kühlhaus und kommt mit zwei Stiegen Eiern zurück. „Das können wir jetzt mal testen“, antwortet sie fröhlich, und stellt einen Eimer neben sich auf den Tisch. In jeder Hand ein Ei ditscht sie diese gegeneinander und kippt gekonnt den Inhalt der gesprungenen Schale in den Behälter. „Daraus mach ich später Eierstich für die Suppe“, erklärt sie den Kindern. Ratzfatz sind die Eier aufgeschlagen, grade mal fünf bis sechs Minuten hat „Oma Munk“ für alle 60 Eier gebraucht. „Und keine Schale dazwischen“, staunen die Kinder anerkennend. Während die einen Schüler sich nun ans Einräumen der großen Spülmaschine machen, machen die anderen sich ans Drehen von Spiralkartoffeln aus den zu Beginn des Besuchs geschälten Wettkampfs-Kartoffeln. Mit Paprikapulver bestreut wandern diese dann für ein paar Minuten in den „Kombi“, der die Funktionen eines Heißluftofens und die eines Dämpfers in einem Gerät vereint. Einen kurzen Abstecher machen die Kinder zwischenzeitlich in den großen Saal, in dem sie Wirt Dieter wieder treffen. Während die einen sich staunend und tanzend durch den 300 Sitzplätze umfassenden Raum bewegen, erklärt Dieter Brüggen stolz den anderen die Urkunden, die neben dem Tresen an der Wand hängen. Seit 125 Jahren bezieht die Gaststätte Bier von der Brauerei Rolinck. „Vor 160 Jahren hat mein Ur-Ur-Ur-Großvater den Felsener Krug eröffnet, und seitdem ist er in Familienhand – ich bin also Gastwirt der fünften Generation“, erklärt er den Schülern stolz. Etwas Wehmut schwingt jedoch auch mit, da seine eigenen Kinder auf Grund der schwierigen Arbeitsbedingungen bereits verlautet haben, den Betrieb nicht weiterführen zu wollen. „Ich möchte hier gerne ein Praktikum machen!“ „Kann ich hier eine Ausbildung anfangen?“ rufen die Später-AG Kinder ihm zu, und führen ihm so lachend vor Augen, dass für sie die Gastwirtschaft und auch der Beruf des Kochs noch immer Zukunft hat. 14.Mai 2025 Zurück in der Küche zückt der Wirt den Flaschenöffner und schmeißt eine Runde Limonade für alle: angesichts der vielen Arbeit lassen sich die Kinder das Getränk wohlig schmecken. „Was ist eigentlich das Essen, bei dem du dich am meisten freust, wenn man es bei die bestellt?“ wollen die Schüler dann noch von der Köchin wissen. Die denkt kurz nach und antwortet dann lächelnd: „Am liebsten koche ich „Maria, mach mal““. Sie sei ja inzwischen ein alter Hase der hiesigen Gastronomieszene und vielen Gästen seien ihre Kochkünste bereits bekannt, erklärt sie. Bei „Maria, mach mal“ könne sie immer schauen, was saisonal und regional wächst und wo sie grade besonders gute Lebensmittel zur Weiterverarbeitung beziehen kann. Nun ist es aber höchste Zeit, aufzubrechen: Maria Munk wickelt noch schnell die Spiralkartoffeln als Wegzehrung für die Kinder ein, und dann geht es auch schon wieder zurück zur Grundschule nach Holte. „Das war ein toller Nachmittag – aber als Koch muss man doch viel mehr machen, als nur im Topf zu rühren“, resümieren die Kinder verträumt von den vielen Eindrücken auf dem Heimweg.
